Strecke | Retoure Billets | gewöhnliche Billets |
von Finkenheerd nach Frankfurt (Oder) | 1037 |
16845 |
von Frankfurt (Oder) nach Finkeheerd | ----- |
15840 |
Fürstenberg nach Frankfurt (Oder) | 0708 |
..9183 |
von Frankfurt (Oder) nach Fürstenberg | ----- |
..8517 |
Kritisch wurde von der »Handelskammer zu Frankfurt a/O« bewertet, daß zu dieser Zeit keine Retourbillets von Frankfurt nach Finkenheerd bzw. Fürstenberg angeboten wurden.
Übersicht Reisezugverkehr und Zughalte
Fahrplan ab |
Zahl der Reisezüge |
Finkenheerd |
Kraftwerk Finkenheerd ab Sommer 1950 |
01.05.1869 |
12 |
8 |
|
15.10.1882 |
16 |
12 |
|
15.05.1930 |
39 |
22 |
|
22.05.1937 |
45 |
24 |
|
04.11.1946 |
16 |
16 |
|
28.05.1978 |
44 |
31 |
29 |
28.05.2000 |
70 |
38 |
38 |
28.05.2014 |
41 |
41 |
41 |
Anmerkung: | Ab 04.11.1946 verkehrten die Züge teilweise nur zwischen Finkenheerd und Fürstenberg, Fürstenberg und Neuzelle sowie Frankfurt und Finkenheerd. |
Jahr |
Einsteiger |
Aussteiger |
2003 |
164 |
164 |
2004 |
247 |
247 |
2005 |
107 |
107 |
2006 |
118 |
118 |
2007 |
099 |
101 |
2008 |
091 |
082 |
2009 |
081 |
102 |
2010 |
089 |
098 |
2011 |
085 |
086 |
2012 |
075 |
070 |
2013 |
090 |
094 |
Die Grube Finkenheerd belebte den Güterverkehr
Am Ende des 19. Jahrhunderts bestanden in Brieskow-Finkenheerd einige kleine Industrieunternehmen wie die Obstwerke, die Baufirma Mann, die Kalkbrennerei Ottomar Roth, eine Glashütte und die Schwellentränke. Daraus resultierte ein bescheidener Güterverkehr. Für die Bedienung der Anschlüsse und Rangierarbeiten stand dem Bahnhof Finkenheerd (Lt. Bahnhofsverzeichnis 1944: Bahnhof II. Klasse mit der Lochkartennummer 25 200) in den 30er Jahren eine Lokomotive der Baureihe 89 zur Verfügung. Erheblichen Einfluß auf die Entwicklung des Güter- und Berufsverkehrs hatte die Kohleförderung ab 1908 sowie der Bau und die Inbetriebnahme des Kraftwerkes Finkenheerd ab 1921. Als Tochtergesellschaft einer Berliner Aktiengesellschaft, die 1873 die Grube Vaterland westlich von Frankfurt übernommen hatte, wurde 1907 die Frankfurt-Finkenheerder-Braunkohlen-A.G. ins Leben gerufen. In der Broschüre »40 Jahre Kraftwerk Finkenheerd« wird dazu ausgeführt: »1906 begann mit einer Belegschaft von zwölf Mann das Abteufen des ersten Schachtes. Dieser, der ›Hedwigs-Schacht‹, westlich des Dorfes Brieskow am Wege Brieskow-Schlaubehammer gelegen, kam im Herbst 1908 in Betrieb. ... Zwei Kilometer südlich von dem 1907 aufgeschlossenen Tiefbauschacht ›Margarete‹ begann man 1908 auch mit dem Bau einer Brikettfabrik. Eine Drahtseilbahn (Hängebahn) verband Grube und Brikettfabrik, ein Grubenanschlussgleis zwischen Brikettfabrik und Bahnhof Finkenheerd wurde gelegt und der Hafen mit dem Kanal verbunden.« Auf Grund der unregelmäßigen Lage der Kohle mußte in den ersten Jahren ein großer Teil im Tiefbau gewonnen werden, später wurden Großgeräte im Tagebau eingesetzt, um den stetig steigenden Kohlenbedarf des Kraftwerkes zu decken. Die Kohle wurde sowohl als Rohkohle als auch in Form von Briketts für die Industrie und den Hausbrand verwendet. Die Brikettfabrik produzierte bis nach 1945. Neben den bereits genannten, gab es die Schächte: Katja, Karl, Georg, Wilhelm, Heinrich, Kurt sowie die drei Tagebaue: Wilhelm II (Kohleförderung von 1909 bis 1944), Katja (1930 bis 1948) und Helene (1943 bis 1958) die in Ostwest-Richtung hintereinander lagen. Aus dem zuletzt genannten Tagebau entstand ab 1960 der Helenesee. Der Tiefbaubetrieb endete am 30. Juni 1959. Die Grube verfügte 1946 über eine 9,55 km langenormalspurige Bahnanlage sowie über 30,69 km festverlegter Strecken mit einer Spurweite von 900 mm. Als Antriebsenergie für den elektrischen Grubenbahnbetrieb ab 1928 diente 1200 Volt Gleichstrom.
Leistungen Güterverkehr von 1985
Versand Binnenverkehr | 3 937 Wagen + 19,8 % zum Vorjahr |
Empfang Binnenverkehr | 4 993 Wagen + 17,4 % zum Vorjahr |
Versand internationaler Verkehr | 0 985 Wagen |
Empfang internationaler Verkehr | 0 035 Wagen |
Kraftwerk Finkenheerd
Schon 1909 gab es in der Finkenheerder Braunkohlen A.G. Vorstellungen durch Verwertung der Kohle zur Erzeugung von Elektroenergie den Betrieb wirtschaftlicher zu gestalten. Doch erst im September 1921 wurde mit dem Aufbau eines Kraftwerkes begonnen. Der Probebetrieb mit der ersten Ausbaustufe (zwei Maschinen) begann im Juli 1923.Der Transport der Kohle von der Grube zum Kraftwerk erfolgte zunächst mit Selbstentladewagen von 20 bis 22 Tonnen und später 50 Tonnen Fassungsvermögen auf einer normalspurigen Verbindungsbahn. Dazu standen anfangs zwei Dampflokomotiven zur Verfügung. Mit der Einführung des elektrischen Betriebes kamen drei E-Lokomotiven in den Jahren 1928, 1936 und 1965 sowie 1961 eine feuerlose Lokomotive zum Einsatz. Die Anlagen und Fahrzeuge waren so gestaltet, das sie bei Störungen des Grubenbetriebes für den Antransport von Kohle aus fremden Gruben hätten eingesetzt werden können. Die Gleisführung zum Kraftwerk erforderte den Bau einer Eisenbahnbrücke zur Überquerung der Bahnlinie Frankfurt-Fürstenberg in km 90,35. 1945 wurden die leistungsfähigsten Maschinenanlagen 5 bis 8 demontiert und auf Breitspurfahrzeugen abtransportiert. Drei Anlagen waren im Oktober 1945 wieder am Netz.Zur Vorbereitung der Fernbekohlung ab 1. September 1957 erfolgte 1956/1957 der Umbau der Gleisanlagen. Östlich des Bahnhofes entstanden drei Übergabegleise sowie eine eingleisige Verbindung mit Signalanlagen und Oberleitung und auf dem Werkgelände ein Wiegehaus mit integriertem Stellwerk. Der weite Transportweg der Kohle machte für den Winterbetrieb die Errichtung einer 135 Meter langen Auftauhalle für zwei Gleise (Auftauzeit etwa 20 bis 40 Minuten) notwendig. Die Verbindung vom Kraftwerk zur Grube war nicht mehr erforderlich. Der Überbau der Brücke über die Reichsbahnstrecke wurde demontiert. Den Zubringerbetrieb übernahmen Dampf- bzw. E-Lokomotiven. Zum Transport der Kohle wurden 130 Stück OOt-Wagen Bauart Gotha angeschafft, die später der Deutschen Reichsbahn übergeben wurden. Wegen des erforderlichen Einsatzes von Eisenbahndrehkränen erfolgte 1962 eine Umrüstung der Anschluß- und Werkgleise von Oberleitung auf Stromschiene. Zur Vermeidung von Unregelmäßigkeiten bei der Kohleversorgung wurde 1972/73 östlich der Übergabegleise am Bahnhof Finkenheerd ein Kohlenlagerplatz für 65 000 Tonnen Rohbraunkohle errichtet, mit einem Portalkran ausgestattet und am 20.12.1973 in Betrieb genommen. Ab Oktober 1973 begann die Lieferung von Fernwärme für die Stadt Frankfurt (Oder) und es kam 1978 zur Umbenennung in Heizkraftwerk Finkenheerd (HKW).Eine generelle Umstellung des E-Lokbetriebes auf Dieselbetrieb mit drei Lokomotiven der Baureihe 105/106 erfolgte1975. Ab April 1977 wurde nur noch Kohle aus dem Tagebau Jänschwalde geliefert. Die Ausrüstung der Anschlußbahn mit Weichenheizungen 1978 und die Errichtung einer Auftauhalle für ein drittes Gleis 1979 brachte mehr Sicherheit im Winterbetrieb. Mit der Inbetriebnahme eines modernen Heizkraftwerkes mit Braunkohlestaubfeuerung 1992 in Frankfurt (Oder) kam das Aus für Finkenheerd. Auch die Eisenbahn war aus dem Geschäft. Obwohl die Strecke Frankfurt-Grunow direkt am Heizwerk vorbeiläuft, wird die Kohle (im Sommer ca. 175 und im Winter 250 bis 300 Tonnen täglich) mit Lkw angeliefert. Im August 1992 endete die Kohlelieferung für das HKW und damit der Güterverkehr auf dem Bahnhof Finkenheerd. Der Abriß des Heizwerkes Finkenheerd erfolgte von 1996 bis 1989, dabei die Sprengung der letzten beiden Schornsteine im Rahmen der Sendung »Wetten, daß...?« am 10. Oktober 1998. Die Gleise im Werk wurden 1998 und die der Anschlußbahn 2000 demontiert. Selbst die Stellwerke auf Bahnhof Lossow waren nicht mehr erforderlich und wurden im September 2000 beseitigt.
Übersicht Anschließer
Anschließer Bahnhof Finkenheerd | Be- und Entladung in den 70er und 80er Jahren monatlich ca. | Besonderheiten |
Grube Finkenheerd 1908-1959, die Zentralwerkstatt der Grube firmierte danach als »Kranbau Eberswalde, Betriebsteil Finkenheerd« | Beladung 120 Wagen (90 Export)Entladung 65 Wagen |
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Kraftwerk Finkenheerd 1921-1992 | bis maximal 7 000 Tonnen täglich | vor 1958 auf Gleisanlagen der Grube |
Betonwerk, etwa 1990 Märkische Betonfertigteile GmbH | Beladung 65 Wagen (Betonteile)Entladung 35 Wagen (Zement, Kies) | Zuführung mit Kö wegen Steigung, Radius und Überweg kompliziert |
Marmeladenfabrik, ab 1947 Obstwerke, etwa 1990 Oderfrucht Konserven GmbH | Beladung 55 WagenEntladung 65 Wagen | Zuführung über zwei ungesicherte Wegübergänge |
Baubetrieb Firma Mann, später VEB | Beladung 8 Wagen | über Gleisanschluß Obstwerke |
Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG), Raiffeisen Bank und Handelsgesellschaft | Entladung 135 Wagen,Beladung mit Zuckerrüben während der Saison 10 000 bis 12 000 Tonnen pro Jahr | Abfuhr mit Ganzzügen vom Bahnhof Finkenheerd zu den Zuckerfabriken nach Letschin und Thöringswerder |
Die Oder-Lausitz-Straße (OLS)
Die OLS wird aus Richtung Frankfurt (Oder) bei Brieskow-Finkenheerd westlich der Gleisanlagen parallel zu den durchgehenden Streckengleisen über das ehemalige Bahnhofsgelände geführt, besondere Brücken über den Kanal und der Landesstraße L373 nach Groß Lindow wurden gebaut. Die Dämme werden mit denen der Eisenbahn nicht verzahnt. Verknüpfungspunkte mit den untergeordneten Straßen sind nördlich von Brieskow-Finkenheerd sowie zwischen Brieskow-Finkenheerd und Wiesenau im Bereich des ehemaligen Gleises zur Oder (Brückendoublierung) eingerichtet worden. Die Grubenwegbrücke bleibt erhalten, bekommt aber keine Bezugspunkte zur OLS. Die Bahnhofstraße mit der Überführung der beiden Streckengleise wird auch über die neue Kraftfahrstraße (gesperrt für langsame Verkehre) weitergeführt. Vom Bahnhof Finkenheerd bleiben nur noch die durchgehenden Hauptgleise und das Empfangsgebäude erhalten. Die Bahnhofsgleise und das Stellwerk Fih sind bereits zurückgebaut.
Autoren: Lothar Meyer / Detlef Malzahn