Ein Beitrag über die Berufsbildung bei der Deutschen Reichsbahn

im Betriebs- und Verkehrsdienst des Reichsbahnamtes Frankfurt (Oder)

Dipl.-Ing.- Päd. , BV-Ing.  Fach-Ing. R.-Rat i.R.   Bernhard Lehmann,  Abt.-Ltr. für  die berufstheoretische Ausbildung bis 1988 , Fachlehrer für den berufstheoretischen Unterricht, Lehrmeister bis 1960, Lehrer in der TBS,später AWW, parteilos und Oberlehrer an der Betriebsschule des Reichsbahnamtes Frankfurt (Oder), 
Dienstalter bei der DR : 46,5 Jahre (1944...!990), Jahrgang 1930, seit 1990 Rentner.

 

a) Die Belegschaft der Eisenbahner vor 1945

Man unterschied bei der DR  seinerzeit zwischen Arbeiter, (z.B Bahnunterhaltungsarbeiter, Güterbodenarbeiter) und in der Bahnmeisterei nach Stammarbeiter sowie Aushilfskräfte und Nachwuchskräfte (Dienstanfänger). Weiterhin gab es Angestellte und Beamte  im technischen oder nichttechnischen Dienst. Hier unterschied man  nach unteren, mittleren, gehobenen und höheren Dienst.

Den Personalbedarf deckten die Bahnhöfe  im wesentlichen über ihre Bahnmeistereien. Sie wurden meistens auch als " Aushilfskräfte " bezeichnet.  Es waren u.a. Schrankenwärter, Blockwärter, Weichenwärter aber auch Fahrdienstleiter. Personal- und Stellenplanmäßig gehörten sie aber weiterhin zur Bahnmeisterei.

 Einen gewissen Teil von Arbeitskräften erlangte die DR auch über die  "Langgedienten",  (den sog. 12-ender der Wehrmacht), die sich besonders im Verwaltungs und Staatsdienst sowie auch bei der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen  Post gute Aufstiegschancen versprachen. Sie wurden gleich in das Beamtenverhältnis übernommen.

B) Qualifizierungsmöglichkeiten

Das qualifizierte Stammpersonal erhielten die Bahnhöfe hauptsächlich durch Beschäftigte mit späteren Laufbahnausbildungen des nichttechnischen Dienstes. Diese führten den Bewerber nach einer bestandenen Vorpüfung in eine entsprechende planmäßige  Ausbildung des Betriebs-und Verkehrsdienstes. Diese endete dann mit einer ordentlichen Fach- Prüfung . Die so erlangte höhere Qualifikation war dann auch die Voraussetzung für einem höheren Dienstrang, wie auch zu einer höheren Gehaltsgruppe- und als Beamter für eine höheren  Besoldungsgruppe. Bei entsprechenden Voraussetzungen  konnte dieser später auch befördert werden. Die erfolgte aber nur bis  zu  einem solchen Dienstrang, der durch seine Prüfungen abgedeckt war. Somit war es z.B. möglich, einem Rb-Assistenten (RAS) des mittlerer Dienstes, nur bis zum Rb-Obersekretär(ROS) und einen Rb-Inspektor (RI) des gehobenen Dienstes, nur bis zum Rb- Oberamtman zu befördern. So auch sinngemäß  bei den Diensträngen des höheren Dienstes.( Siehe hier z.B. einige höhere Dienstränge bei den damaligen Beamten der Rbd Osten in Frankfurt(O), unter www.eisenbahnfreunde-ffo.de / Geschichte/ RBD Osten in Frankfurt (Oder). Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß der Zugang zu einer Laufbahnausbildung  nicht  für jeden Bewerber offen war. Er war nicht nur an persönlichen Eignungen, sondern an betrieblichen, aber insbesondere  an parteipolitischen Bedingungen des damaligen NS-Staates geknüpft.

C) Uniformen und Dienstränge

Die  DR führte 1950 zu den Jugendweltfestspielen traditionsgemäß wieder Uniformen und später dann auch wieder Dienstränge ein. Diese konnten jedoch nicht mit denen  der damaligen DR oder und mit solchen  der DB verglichen werden. Wie ich oben schon darlegte, wurden die Dienstränge seinerzeit bei der  DR auf der Grundlage von Fach-Prüfungen vergeben. Diese waren jedoch für die Attestierung bei unserer  DR  nicht allein  Bedingung. Für sie gab es auch andere Merkmale. Entscheidend für die Attestierung des Beschäftigten war die Bewertung seiner Arbeitsrate entsprechend  des Stellenplanes  der Dienststelle. Hatte ein Beschäftigter danach nicht die geforderte fachliche Qualifikation in Form von Prüfungen nicht nachzuweisen, so erhielt er meistens nicht den  Dienstrang laut Stellenplan, sondern einen darunter. Es wurde ihm dann angetragen, die geforderte Qualifikation laut Stellenplan  nachzuholen.

Beförderungen gab es ehrenhalber meistens bei Vollendung von 40 Dienstjahren bei der DR. Hier konnten die Beschäftigten bis zum nächst höheren Dienstrang laut Stellenplan attestiert  werden. In anderen Fällen habe Ich persönlich  jedoch  den Eindruck, dass in den letzten Monaten des Jahres 1989  in der Verwaltung  des Rba Fk mit  der Vergabe von höheren Diensträngen  sehr großzügig verfahren wurde. Der Grund war wohl, um einzelnen Beschäftigten so noch  kurz vor der Wende zu einer höheren Gehaltsgruppe zu verhelfen. Sie sind bei vielen Beschäftigten auf den Dienststellen nicht als gerecht empfunden worden und dienten damit nicht  der Autorität der Persönlichkeit.

Hoch- und Fachschulkader

Die Aufnahme eines spezielles Hoch- oder Fachschulstudium in der Eisenbahntechnik,  wie es in der DDR durch ein Studium an der Hochschule für Verkehrswesen (HfV) in Dresden vor Jahren und an den Ingenieurschulen in Dresden und Gotha heute noch möglich ist, gab es vor 1945 nicht. Solche Bildungseinrichtungen wurden erst im Jahre 1950/51 in der DDR geschaffen. Damit war es erstmals möglich, Diplom-Ingenieure und Ingenieure für  Eisenbahn-Betriebs- und Verkehrstechnik im Direkt- oder Fernstudium auszubilden.

In der HfV gab es folgende Fakultäten: Eisenbahnbetrieb, Eisenbahn-Maschinenwesen, Eisenbahn-Sicherungs-und Fernmeldewesen, Verkehrsbauwesen, Eisenbahnbau, Ökonomie des Transportwesens  und Fahrzeugtechnik. Die Hochschule unterstand dem Ministerium für Verkehrswesen. Sie war die einzige Verkehrshochschule im deutschsprachigen Raum. Leider gibt es sie seit 1992 nicht mehr, denn Sie wurde abgewickelt und geteilt. Der universitäre Teil der HFV wurde als 10. Fakultät der TU Dresden zugeordnet und die verbleibenden Ressourscen sollten später zum Aufbau der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft genutzt werden. Die Gründe ihrer Auflösung  sind bemerkenswert. Diese erfahren Sie unter:" Hochschule für Verkehrswesen Dresden".(Hier Link setzen!)

d) Laufbahn-Ausbildungen bei der DR bis und nach 1945 im BV-Dienst

Die DR führte in der DDR zwar nicht  wie die DB wieder das Beamtenverhältnis ein, übernahm aber doch inhaltlich einige ihrerer Laufbahnausbildungen.Es waren das zunächst die Ausbildung der" Rb.-Betriebsjunghelfer" , die über eine" Aspiranten-Ausbildung" und Dienstanfängerschule in Berlin- Grunewald zur" Prüfung zum n.t. Reichsbahn-Assistenten" führte. Ebenso die Laufbahn der Rb.-Inspektoren-Anwärter, jetzt die "A-Ausbildung", zur Prüfung zum nt. Rb.-Inspektor, die in der Rb.Schule Finsterwalde N/L erfolgte. Für die Ausbildung war eine  Vorprüfung erforderlich.

e) Facharbeiterausbildungen bei der DR

 Die damalige  Ausbildung  zum nt. Rb-Assistenten  gibt es in dieser Bezeichnung  nicht  mehr. Sie wurde  qualitativ  weiterentwickelt und  als "B-Ausbildung" bezeichnet. Auch die Ausbildung zum "Rb-Betriebsjunghelfer" erhielt einen  völlig  anderen Inhalt und wurde in eine Facharbeiterausbildung überführt. Die Berufsbezeichnung heißt  für Schulabgänger der 10. Klasse  " Facharbeiter für Eisenbahnbetrieb " und für Abgänger der 8.Klasse "  Eisenbahntransport-Facharbeiter".  Weiterhin wurde ein neuer Lehrberuf bei der  DR eingeführt , und zwar der/die    "Verkehrskaufmann "/  "Verkehrskauffrau ".          

(1)* http://eisenbahnfreunde.transnet-ffo.de/Lehmann/Ausbildung2/Index.html